Die Skywalk Gmbh & co. KG schrieb im Jahr 2009 eine Stelle als “Head of Sales & Marketing FLYSURFER Kiteboarding” aus.

 

Ernst Novak folgte dem Ruf und prägte fast 8 Jahre mit seinem Team die FLYSURFER Welt. Er führte die innovationsgetriebene deutsche Marke aus der Nische heraus und legte die Grundsteine zur Internationalisierung unter dem Motto “Everyday is a kiteday”. Heute ist Ernst Novak, der ehemalige  Brand Director von FLYSURFER Kiteboarding, beim ITG – Innovationsservice für Salzburg zur Beratung von Start-Ups tätig. Lest selbst von der Person, die uns täglich motiviert und spielerisch zur Höchstleistung angetrieben hat. Ein Rückblick voller schöner Erlebnisse, vielen Herausforderungen und einer Vision, die uns heute noch begleitet ein.

CH: Hallo Ernst, es ist eine Weile her, ich hoffe es geht dir und deiner Familie gut. Du hast mich 2014 zu FLYSURFER gebracht. Daher ist es mir ein persönliches Anliegen, dich im Zuge unseres 20-jährigen FLYSURFER Jubiläums, zu deiner Zeit bei uns zu befragen.

EN: Hallo Chris, uns geht es bestens, danke der Nachfrage. Ist wirklich schon eine Weile her! Ich hoffe es geht euch ebenfalls gut. Wie es von außen aussieht, läuft FLYSURFER super. Meine Anfänge bei euch waren eine interessante und turbulente Zeit.

CH: Bitte lass mich hier gleich einhaken. Was hat dich davon überzeugt mit FLYSURFER durchzustarten?

EN: Ich wollte schon immer in der Sportbranche tätig sein, allerdings war Kiten nie im Fokus. Head of Sales & Marketing war zur damaligen Zeit eine Seltenheit. Meiner Meinung nach müssen beide Aufgabengebiete gemeinsam betrachtet werden. Der Unternehmenssitz, sowie die regionale Nähe zur Heimat war ein Pluspunkt. Die Ausschreibung war schlichtweg interessant. Nach meiner Recherche wurde mir klar, dass FLYSURFER eine Marke mit viel Potential ist. Sie war nicht etabliert wie andere, bediente eine Nische im Kitesport, das Image war Deutsch und hochtechnisch. Die Positionierung schrie förmlich danach, dass man sich hier einbringen und profilieren kann. Es gab kurz gesagt, viel zu erreichen!

CH: Was sicherlich die Wenigsten wissen, kommst du ursprünglich aus der Werkzeugbranche. Du hast dich somit selbst ins kalte Wasser gestürzt, ohne wirklich Kenntnis von dem Markt, der Branche zu haben. Was waren deine ersten Schritte, um Wissen aufzubauen und zu erfahren wie FLYSURFER aus der Perspektive eines Kiters gesehen wird?

EN: Ich bin tatsächlich im ersten Jahr enorm viel unterwegs gewesen und hab mir die Branche angesehen. Für mich war klar, dass der Weg in Richtung Mainstream gehen muss! FLYSURFER kannte man damals nur als Randbewegung. Eine Marke für technikaffine Menschen und Liebhaber des Softkite-Systems. Ein weiter Weg, um den Surf-Lifestyle des Kitens auszustrahlen. Damals war Freestyle die dominierende Disziplin und meilenweit entfernt von unseren Produkten.

CH: Ich kann mich noch erinnern wie ich Softkites als Vollblut-Freestyler (mit jugendlichem Brett vorm Kopf) gesehen habe 😀. Schon lustig, wie voreingenommen man sein kann, wenn das Marketing, der Look des Produkts jemanden persönlich nicht anspricht. Dabei war ich ein leidenschaftlicher Snowboarder! Mich hätte eigentlich keine andere Marke ansprechen dürfen. Mir hat allerdings immer der C-Kite gefehlt oder simpel gesagt, ein Tubekite. Du hast dich sehr stark für dieses Projekt eingesetzt.

EN: Im FLYSURFER Tubekite Projekt sah ich die größte Chance, um Marktakzeptanz zu erhalten. Enorm wichtig um wahrgenommen und ernstgenommen zu werden. Wir wollten für Kiteschulen und Händler attraktiv sein und den Lifestyle-Kunden voll abholen. Das Thema hat innerhalb der Skywalk GmbH & co. KG Wogen geschlagen und polarisierte seither.

Im Nachhinein betrachtet hätten wir damals den BOOST als ersten FLYSURFER Kite auf den Markt bringen müssen. Die Features wie Adaptive Airfoil, Self-Launcher und die Hochleister-Gene hätten besser zur Marke gepasst. Zur damaligen Zeit waren Foren und Print-Magazine die Meinungsmacher und auf beiden Plattformen haben wir starken Gegenwind erhalten. Wie kann FLYSURFER nur einen Tubekite bauen?!

Ich habe nach meiner umfangreichen Recherche, einen Workshop mit einem externen Coach und dem Team organisiert. Nachdem die Chancen und Risiken abgewogen wurden, haben wir uns zur zukünftigen Ausrichtung von FLYSURFER entschieden. Mit viel Überzeugung und Willen von Andreas Hanrieder in das Tubekite-System, entstand schlussendlich der CRONIX.

CH: Verständliche Sichtweise der damaligen eingeschworenen Gruppe von FLYSURFER Kunden, wenn man eine Marke liebt, die für eine Sache bzw. Ideologie steht. Ich denke, dass der Schritt wichtig war, besonders auf lange Frist gesehen. Rein aus Sicht des Marketings, ist es wichtig, wenn Rider voll ausgestattet werden können. Auf diversen Testevents muss der Kunde sich im Starkwind nicht anders orientieren und kommt mit anderen Marken nicht in Berührung. Über das Potential des möglichen Absatzes ganz zu schweigen.

EN: Da sind wir beide, immer einer Meinung gewesen. Es hat nie jemand behauptet, dass Tubekites schlecht sind, sondern wir waren immer für alles offen. Wobei FLYSURFER Softkites meist von der Konkurrenz belächelt wurden. Wir waren immer anders oder wie ich es gerne sage, einzigartig! Ob es der 21er SPEED war, der einfach für “mehr Zeit am Wasser” stand oder der PEAK, der erste Single Skin Kite, bis hin zum teilbaren Board, dem FLYSPLIT. Jeder wusste, FLSURFER ist innovativ und kann Leichtwind-Produkte bauen. Der CRONIX war ein Puzzlestein, um endlich den Starkwind-Bereich abdecken zu können. Mir war es eben enorm wichtig, dass am Testevent auch bei 25+ Knoten unsere Kites fliegen.

Daraus entstand auch die Idee zum späteren Benchmark-Produkt “Demo Tour”. Wir suchten immer die Nähe zum Kunden. Den Job haben wir selbst gemacht und waren persönlich vor Ort, der Hersteller für den Endkunden. Das reflektiert natürlich auf den Händler, der sah wie professionell mit unserem Portfolio gearbeitet wird. Wir hatten immer die ersten Kites in der Luft, sind immer zu den Menschen freundlich gewesen und am Abend haben wir es wirklich krachen lassen.

Ein Gesamtpaket aus Sport, Spaß, Musik und Essen, das Event bei dem jeder willkommen ist! Selbst der CORE Jünger oder der North Dude, sie waren alle bei uns am Tisch dabei. “Setz di her zu uns und trink a Bier.” Lass uns die Zeit gemeinsam genießen.

CH: Ich kann mich noch erinnern, wo wir als “Party Crew” verschrien waren. Ich habe mehrfach Sätze wie: “Oh, die FLYSURFER Jungs sind da, dann gibt es bestimmt eine gute Party” am Strand gehört. Das Gute ist, dass man älter wird und dann nicht täglich feiern muss. Haha

EN: Die “Watschn” der Geschäftsführung habe ich dann auch gerne kassiert. Unser Teamspirit war einfach grandios und den habe ich bis heute nicht wieder erlebt. Wir haben Community Building vom Feinsten betrieben. Unser Auftritt wurde immer stärker und selbstbewusster. Einheitlicher Look, von der Kleidung übers Zelt bis zur Beachflag. Dieser Drive, führte zur Umsetzung der Deutschen Demo Tour, die neben den Endkunden Events auch Händlerakquise beinhaltete.

Der Erfolg sprach schlussendlich für uns, die Marke hat so gestrahlt, dass Thomas Thiele sogar mehrfach Angebote von Mitbewerber erhalten hat. Die Szene hatte den Stellenwert erkannt und es gab Lob vielen Seiten. Trotzdem bleibe ich dabei, die Tubekites waren der Schlüssel, um auf die große Bühne zu treten können. Es hat mich viel Energie gekostet und wir hätten uns vermutlich ein paar Monate mehr Zeit lassen sollen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Du hast es ja miterlebt und bist noch immer in der Position, Entscheidungen rechtfertigen zu müssen. Ich hielt das immer anders. Ich vertraue auf die Menschen im Team, man muss ihnen nur den Raum zum Entfalten geben.

CH: Natürlich bringt das der Job mit, Entscheidungen offen und ehrlich zu diskutieren, wobei ich sehr froh bin, gehört zu werden. Wir haben nach deinem Abgang uns nochmals neu erfinden müssen und hier viel Vertrauen der Geschäftsführung gewonnen. Ich denke dein Grundstein, den authentischen Auftritt, die Kundennähe und die Erweiterung des Sortiments machen FLYSURFER heute noch attraktiv.

EN: Danke, das ist schön zu hören. Das Denken, dass Funktion vor Qualität und Optik steht, war schwer aus den Köpfen zu bekommen. Wir haben deshalb auf Diversität im Produktportfolio gesetzt und uns fokussiert wirkliche Innovationen auf den Markt zu bringen.

Ich nutzte die Stärken des damaligen Entwicklungsteams, denn Armin Harich, Reinhart Paelinck und Andreas Hanrieder waren und sind geniale Querdenker. Ich kann mich noch erinnern, dass Reini damals 6 Prototypen Generationen komplett in den Sand gesetzt hat und der Siebte war das Gelbe vom Ei. Daraus entstand der erste PEAK mit Single Skin Technologie. Er wurde zum “Game Changer” und löste viele Probleme von Kiteschulen. Wir haben die Steck-Verbindung des FLYSPLIT erfunden und damit teilbare Twintips salonfähig gemacht. Der VIRON ist noch immer der beste Kite für Kinder, den der Markt zu bieten hat. Die SPEED Linie verkörperte “Everyday is a kiteday” wie man es besser nicht erfinden kann.

CH: Wenn ich daran denke, dass der PEAK zu einem unserer erfolgreichsten Produkte geworden ist, dann ist die Geschichte umso witziger. Was der SPEED in deiner Zeit war, ist natürlich der SOUL für uns, mit dem feinen Unterschied, dass er auch BigAir kann. Interessant wie sich die Geschichte wiederholt! Was würdest du als deinen größten Erfolg definieren?

EN: Puh, ich weiß nicht, ob ich das so sagen kann. Wir haben im Prinzip schon darüber gesprochen. Es war eine Zeit mit vielen Hochs und vielen Tiefs, so wie das Leben spielt. Wenn ich was herauspicken würde, dann der Teamspirit und die damit verbundene Motivation. Der Drive war extrem ansteckend! Ich glaube mein größter Erfolg war, die Leute zur Marke gebracht zu haben, die das nächste Zeitalter von FLYSURFER eingeleitet haben. Ich will auch keinen Namen nennen, ihr wisst wen ich meine.

CH: Wie schwer war dein Abgang, einen Schlussstrich zu ziehen?

EN: Diesen beruflichen Lebensabschnitt hinter mir zu lassen war eine sehr schwierige Entscheidung, aber die Rahmenbedingungen haben für mich einfach nicht mehr gepasst. Nach langem Abwägen von „love it, change it or leave it“ habe ich mich für eine neue Herausforderung entschieden.

Ich bin extrem dankbar für die lehrreichen Jahre, die ich in der Skywalk Company, dem „Fitness-Center der Skills“ verbringen durfte.

Nachdem mir lebenslanges Lernen sehr wichtig ist, wollte ich wieder etwas Neues ausprobieren. Gemeinsam mit einem alten Bekannten habe ich ein Startup gegründet. Mit der myDinoBoxGeschichten. Spielend. Erleben. – haben wir es Eltern ermöglicht, phantasievolle Kindergeburtstage ohne Vorbereitung umzusetzen und gleichzeitig ein Team aus der kleinen Gruppe zu formen, dass das Aufgabenabenteuer gemeinsam meistert.

Nach dem Auftritt in der PULS4 TV-Show 2Minuten2Millionen und einem Jahr Go-to-Market haben wir diese Unternehmung mit vielen unglaublich emotionalen Eindrücken beendet. Ohne diese Learnings wäre ich aber nicht dort, wo ich jetzt bin – nämlich als Business Coach im Netzwerk-Inkubator Startup Salzburg tätig.

Tagtäglich unterstütze ich Menschen dabei, ihre innovativen Geschäftsideen auf die Erfolgsspur zu bringen … am liebsten natürlich im Bereich Sports Innovation. Einige der regionalen Sport Startups die ich betreue sind schon sehr erfolgreich – SWAIG ThermaRoll (VICTOR Sports Business Award für die Sport-Innovation des Jahres), NEEDIT (VICTOR Sport Business Award für Sport & Klimaschutz), Klick.Ma (ISPO Brandnew Overall Winner 2021) … und mit ein paar weiteren Sport Projekten bin ich gerade am Go-to-Market.

Diese Arbeit macht einfach aus zwei Gründen extrem viel Spaß: Erstens, man hat immer mit motivierten Menschen zu tun, die etwas Eigenes voranbringen wollen wo ganz viel Leidenschaft drinnen steckt. Und zweitens, obwohl sich alles im Business Kontext abspielt, es ist eine sehr sinnstiftende Tätigkeit für mich. Alle Leistungen von Startup Salzburg sind kostenlos – somit darf ich „geben ohne zu nehmen“ … und wie immer bei mir, steht der Mensch im Mittelpunkt!

CH: Ich denke, dass jede Zeit oder Lebensphase wichtig ist. Du blickst natürlich mit Abstand auf diese Zeit zurück. Gehst du überhaupt noch Kiten?

EN: Ja ich Kite noch, aber nur im Urlaub. Mein Herz schlägt noch immer höher, wenn ich Kiter mit FLYSRUFER Produkten treffen, da habe ich immer eine Gesprächsbasis. Ich habe 8 Jahre die Welt bereisen dürfen und einige Händler wie Peter Goldbach sind Freunde geblieben. Zwei Mal pro Jahr darf ich noch Mr. FLYSURFER sein. Ich geben für die USI Salzburg Kite-Kurse bei Kitesurfing.at und gehe mit Lake United Snowkiten. Da darf ich aus dem Nähkästchen plaudern. Ich bekomme noch Newsletter und schau manchmal auf Social Media vorbei. Ich habe die Marke früh geprägt und jetzt ist sie erwachsen geworden, bin gespannt was die nächsten 20 Jahre bringen.

CH: Wie sehen denn die nächsten 20 Jahre des Ernst Novak aus?

EN: Haha, ich habe ein geregeltes regionales Leben und zwei Kinder mit acht und drei Jahren. Meine 42h Arbeitswoche und Familie nehmen mich voll ein und das ist auch gut so. Natürlich denke ich darüber nach, wenn die Kinder beide in der Schule sind, wieder einen internationalen Job anzunehmen. Doch aktuell will ich es nicht, ob sich das Ändern wird, werde ich sehen.

Herzlichen Dank für deine Zeit und das nette Gespräch! Weiterhin viel Spaß und Motivation bei der Unterstützung von Start-Ups von unserer Seite, einen lieben Gruß vom FLYSURFER Team.

Allen Lesern wünsche ich im Namen der gesamten Skywalk Familie ein besinnliches Weihnachtsfest und ein grandioses 2022!

 

Euer Christoph Hesina

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