Was Peter anfängt, betreibt er exzessiv. Nach dem Abenteuer Kiteprofi geht er in die Entwicklungsabteilung von skywalk paragliders. Dann war er jahrelang nur in der Luft anzutreffen, um den Gleitschirm perfekt zu beherrschen. Erst vor ein paar Wochen hat er mal wieder das Sportgerät gewechselt, um mit dem VMG erfolgreich einen internationalen Wettkampf zu bestreiten. Wir kennen ihn als Mensch, der keine halben Sachen macht.

Chris: Servus Peter, viele kennen dich aus der Anfangszeit, als eines der Aushängeschilder von FLYSURFER. Erzähl uns wie es dazu gekommen ist! Ich hörte wilde Geschichten, die du mit dem damaligen deutschen Freestyle-Meister Sebastian Bubmann erlebt hast. Willst du ein besonderes Erlebnis mit uns teilen? Was hat die Zeit so besonders gemacht?

Peter: Ich könnte jetzt berichten, wie ich Bubi am Flughafen München auf dem Weg nach Tarifa kennengelernt habe und wir dort erstmal in die nächste Apotheke mussten usw., … aber das ist nicht jugendfrei. Deshalb erzähl ich dir lieber, wie er damals in Brasilien, in unserem Trainingscamp mit seinem PSYCHO3, eine dieser kleinen Hütten nahe der Lagune Cauipe nach einem Sturz abgeräumt hat. Der dortige Lokalbesitzer fand das nicht so lustig wie wir. Er konfiszierte nicht nur seinen Kite und sein Board sondern auch gleich ihn selbst und verlangte 100 Real Lösegeld. Klar hatten wir kein Geld dabei und ich musste in unserem Leihwagen den langen Weg zurück zum Guesthouse fahren, um ihn quasi wieder freizukaufen. Am Weg geriet ich in einen ziemlich großen Waldbrand, nur um am Ende noch von der Militärpolizei ohne Ausweis oder Fahrzeugpapiere kontrolliert zu werden. Du kannst dir sicher vorstellen als ich aus dem ganzen Schlamassel wieder raus war und ich im Guesthouse angekommen bin, ich mir echt überlegt hab, den Kerl nicht noch eine Nacht bei dem netten Lokalbesitzer zu lassen.
Nichtsdestotrotz waren wir ein gutes Team, hatten den Spirit und Drive unser Können mit unseren Foilkites auf Shootings und Events zu zeigen und prägten die Zeit in der von Tubekites dominierten Wettkampfszene auf unsere Weise.

Chris: Haha, die Geschichte kannte ich noch gar nicht! Besonders wenn man bedenkt, dass Sebastian Unternehmensberater ist und du Produkte entwickelst, bei denen es um die Sicherheit, oder besser gesagt ums Überleben geht. Interessanterweise bist du der Kite-Community noch immer treu. Der Hype des Hydrofoilen hat dich gemeinsam mit Benni Bölli sehr früh erwischt. Wie man dich kennt, hast du keine halben Sachen gemacht, sondern bist direkt zu den ersten Wettkämpfen gefahren. Reizt es dich noch immer, dich mit anderen zu messen?

Peter: Nach jahrelanger Abstinenz aus der Kite-Freestyle Wettkampfszene, kehrte ich 2014 in der Disziplin Kitefoil-Racing zurück. Alle fuhren noch diese großen sperrigen Formula-Boards und hatten wenig Erfahrung auf dem Hydrofoil. Genauso wenig wie ich von Taktik oder der Bedeutung von Signalflaggen zur damaligen Zeit. Nicht selten verpasste ich gnadenlos den Startschuss und fuhr dem Feld dann in einer waghalsigen Aufholjagd hinterher. Mit der Zeit wurden die Fleets immer größer und das Level der Fahrer immer besser. Auch ich hatte einiges dazugelernt und war nun international auf der ersten Tour des Kitefoil GOLD-CUP´s dabei, was die damalige Weltmeisterschaft im Hydrofoil-Racing war. Es war damals schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit sich die Szene von Event zu Event wie auch das Material weiterentwickelt haben. Seitdem klar ist, das Kitefoil-Racing 2024 in Paris eine olympische Disziplin sein wird, hat es auch viele Young Guns zum Kitefoilen verschlagen, was der Szene einen weiteren Push gegeben hat.
Ich als “alter Hase” und Familienvater mit geregelten Arbeitsverhältnissen kann dem nur wenig entgegensetzen. Ich freue mich aber den ein oder anderen Event noch mitfahren zu dürfen und wenn’s fürs Podium reicht umso mehr!

Chris: Ich will an dieser Stelle noch erwähnen, dass du die Master Wertung am Traunsee bei den Kitefoil World Series gewonnen hast. “Alter Hase” wohl eher “Schneller Hase”. Es gibt etliche Videos angefangen vom Snowkiten bis zum Landkiten und schlussendlich sehr erfolgreiche Kurzvideos auf Social Media von dir. Wenn du zurückdenkst, welcher Trip bleibt dir in Erinnerung?

Peter: Ich hatte einmal das Vergnügen auf einer IKO Fortbildung den dort angehenden Kitelehrern etwas über unsere FLYSURFER Softkites erzählen zu dürfen und sie anschließend, praktisch, mit unseren Kites vertraut zu machen. Dafür bin ich übers Wochenende Freitag – Sonntag von München nach Cabarete in die Dominikanische Republik geflogen. Der Zeitplan war so eng, man stelle sich vor, dass ich selbst keinen Meter zum Fahren gekommen bin. Da dies bis heute mein einziger Trip war, wo ich nicht selbst zum Kiten gekommen bin, bleibt es mir auf eine amüsante Art und Weise in Erinnerung.

Chris: Ich glaube, ich wäre am Durchdrehen gewesen. Cabarete ist bekannt für Wind im 20 Knoten Bereich und hat perfekte Kickerwelle. Besonders für Right-Foot-Forward Fahrer ist der Spot ideal zum Freestylen. Du bist wieder viel in der Luft anzutreffen und zum Fliegen zurückgekehrt. Langweilt dich schnell ein Sport, oder bist du immer auf der Suche nach etwas Neuem?

Peter: Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach etwas Neuem. Der Reiz einfach was Neues auszuprobieren. Kitesurfen wie auch das Gleitschirmfliegen ist dreidimensional und bietet mit all seinen verschiedensten Arten des Surfens und Fliegens, nicht nur hohes Suchtpotential, sondern auch die Möglichkeit sich in der jeweiligen Sportart immer wieder selbst neu zu erfinden. Sei es beim Kite-Freestyle, dem Foil-Racing, jetzt dem Wing-Foilen oder dem Strecken- wie auch Akrobatik-Fliegen. Wem es hier langweilig wird, der hat das Potential nicht ansatzweise ausgeschöpft.

Chris: Ich denke die wenigsten Kiter haben die vielen Facetten des Sports nur ansatzweise ausprobiert. Ich muss gestehen, das ist auch mir erst durch den Kontakt mit FLYSURFER bewusst geworden. Lass uns über Synergien sprechen. Du hast bereits etliche erfolgreiche Produkte mit deinem Kollegen Dominik Asteiner für skywalk paragliders entwickelt und eine wertige, optisch ansprechende Design-Sprache bei den Gurtzeugen umgesetzt. Gibt es ein FLYSURFER Projekt was dich reizen würde?

Peter: Ich sehe meine Stärken im Softgoods-Bereich und der technischen Umsetzung, wo wir skywalk paragliders – FLYSURFER, bereits effizient Synergien nutzen. Sei es das World-Travel, oder Universal Kitebag, was wir bereits als erfolgreiches Projekt zusammen abschließen konnten. Mich reizt vor allem die Zusammenarbeit mit den beiden FLYSURFER-Entwicklern Maxi Kühnhauser und Benni Bölli, mit denen ich auch privat gerne mal auf eine Session am See fahre. Dabei kommt viel Gutes rum und man philosophiert gerne mal “out of the box“, wo jeder seinen Input aus seinem Fachgebiet einbringt. Zusammen ist das gerne mal dynamisch bis weit nach Mitternacht.

Chris: Austauschen ist immer gut und besonders mit Freunden zusammenarbeiten macht enormen Spaß. Wobei ich dich abschließend noch zum Wingfoil-Boom befragen muss. Hast du es probiert? Glaubst du, dass es die Zukunft im Wassersport ist, oder bleibt Kiten mit seiner Vielfalt der interessantere Sport für dich? Danke für deine Zeit!

PeterIch habe es nicht nur probiert, sondern mir sogar Anfangs einen WING aus einem alten STOKE selbst zusammengenäht. Shape und Performance ließ zu wünschen übrig, weshalb ich sehr froh bin, dass Maxi mit dem MOJO einen WING gebaut hat, wo ich es ohne Materialdefizit nochmals probieren konnte.
Aller Anfang ist schwer und so habe ich mich wie damals auch beim Hydrofoilen etwas “angestellt”.
Gerne entscheidet hier das richtige Material über die Geschwindigkeit der Lernkurve und so konnte ich mit dem MOJO schon bei der 3. Session einige Meter fahren. Den größten Mehrwert für mich persönlich sehe ich an unzugänglichen Spots oder während starkem Badebetrieb, der es einfach nicht ermöglicht mit dem Kite sicher vom Land aus zu starten. Leider gibt es diese Kombination bei uns am Chiemsee oft, sodass auch der Boom bei uns voll eingeschlagen hat.

Wie auch beim Kitesurfen bietet Wing-Foilen mehrere Disziplinen, in denen man seine Herausforderung suchen kann. Sei es einfach nur Pump-Foilen, Wingfoil-Racing, Waveriding oder jetzt auch immer mehr im Freestyle. Die Szene wächst und wird einfach neben dem Kitesurfen selbst, eine weitere interessante Sportart bilden. Mich selbst fasziniert Kitefoilen nach nunmehr als 9 Jahren noch immer so sehr, dass ich mir schwer tue an einem guten Tag nicht Kitefoilen zu gehen.

Wir wollen uns an dieser Stelle natürlich bei skywalk paragliders für Peters Zeit bedanken. Denn es gibt nur wenige die FLYSURFER über einen wirklich langen Zeitraum prägten. In diesem Sinne auf weitere 20 Jahre mit “Breaking Peter” 😉 wir freuen uns darauf!

Zum Schluss gibt es noch ein Video – “Schmankerl” aus dem Jahr 2008 von Peter in Brasilien.

Text:
Christoph Hesina

Photo Credits:
FLYSURFER Archiv, skywalk paragliders Archiv – Daniel Gassner, IKA – Alex Schwarz

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